Was uns AC Odyssey über Skull & Bones verrät

Naval Combat ist ein zentrales Element in Assassin’s Creed Odyssey. Die Umsetzung gibt einige Hinweise auf Ubisofts neue IP Skull & Bones. Von Clemens Istel.

“More speed!”, verlangt Kassandra und steuert entschlossen auf die Breitseite einer spartanischen Pentekontere zu. Unter ohrenbetäubendem Knacken und untermalt von Schmerzensschreien spaltet unser Schiff, die Adrestia, den Stolz der feindlichen Kriegsflotte. Deren klägliche Überreste sind noch nicht unter der Meeresoberfläche verschwunden, da befehlen wir unseren Bogenschützen bereits, die nächste Nussschale aufs Korn zu nehmen. Nur schnell noch looten und schon fliegt eine weitere Salve Feuerpfeile nach Steuerbord.

Der Schiffskampf ist mit das gelungenste Gameplay-Element in Assassin’s Creed Odyssey. Grund dafür ist neben der Erfahrung durch die Vorgänger Black Flag und Rogue zweifelsohne das parallel entwickelte Skull & Bones. Darin dürfen wir künftig eine eigene Piratencrew in knifflige Seeschlachten und zu unvorstellbaren Schätzen segeln. Beide Spiele teilen sich diverse Bausteine.

Die Basics funktionieren

Wie weit die Entwicklung von Skull & Bones bereits ist, verrät AC Odyssey deutlich. Mittlerweile dürfte hinlänglich bekannt sein, dass Ubisoft sein Gameplay in alle kommenden Titel überträgt, dabei aber auch immer ein wenig poliert. Seit Assassin’s Creed IV: Black Flag gehört Schiffskampf zur Serie. Skull & Bones differenziert diese Idee nun zu einem eigenständigen Spiel weiter aus. Die Basis davon finden wir ganz offensichtlich im jüngsten Assassin’s Creed wieder.

Spätestens seit der E3 2018 wissen wir um viele Aspekte des kommenden Piratenabenteuers Bescheid. So verfügt das eigene Schiff über unterschiedliche Waffensysteme, die in Odyssey außerdem noch durch Ressourceneinsatz verbessert werden können. Diesen Fortschritt braucht es auch, da wir dort nur über ein einziges Schiff verfügen.

In Skull & Bones greifen wir dagegen auf gleich mehrere Varianten zurück. Kombiniert man die grundsätzlichen Eigenschaften der Schiffstypen mit vielfältiger und hoffentlich frei wählbarer Bewaffnung, dürfte ein hoch taktischer Kampf die Folge sein. Um das noch weiter auf die Spitze zu treiben, haben alle Schiffe eigene Windcharakteristiken. Wer diese ideal nutzen will, muss auch immer ein Auge auf den Windkompass im HUD haben.

Waffen dürfen wir in Skull & Bones ausführlicher upgraden als noch in AC Odyssey

Waffen dürfen wir in Skull & Bones ausführlicher upgraden als noch in AC Odyssey

Von auf Riffs gelaufenen Schiffen übernehmen wir außerdem Flaggen zur Tarnung des eigenen Kahns. Dadurch können wir uns an schwer bewachte Festungen und Schiffe heranschleichen, ohne als Feinde erkannt zu werden. In umgekehrter Variante kommt auch dieser Aspekt in Odyssey zum Einsatz. Während einer Questreihe müssen wir beispielsweise die Adrestia umdekorieren, um zu symbolisieren, in wessen Namen wir einige Schiffe versenken.


Die zugrunde liegende Steuerung scheint da wie dort abgesehen von der Tastenbelegung ident. Wir visieren feindliche Schiffe anhand der eingeblendeten Flugkurve des gewählten Waffensystems an, looten Treibgut per Knopfdruck und halten selbigen Knopf, wenn wir entern oder an bestimmten Orten anlegen wollen.

Was Skull & Bones noch braucht

Eine weitere offensichtliche Parallele zwischen AC Odyssey und Skull & Bones ist die Crew. In ersterem Leutnants genannt, verstärkt eine Handvoll besonderer Persönlichkeiten mit hilfreichen Eigenschaften unsere Mannschaft. Die Krux liegt darin, wie diese Helfer rekrutiert werden. In AC Odyssey besiegen wir sie entweder im direkten Kampf oder sichern uns ihre Dienste nach längeren Questreihen.

Die wahrscheinlich größte Herausforderung für Skull & Bones liegt also beim Writing. Seit jeher ist das ein zweischneidiges Schwert bei Ubisoft. Einzelne grandiose Charaktere wie etwa der berüchtigte Vaas aus Far Cry 3 oder Pagan Min aus Far Cry 4 stehen oftmals generischen, löchrigen Plots gegenüber. Die Shared World in Skull & Bones, in der gleichzeitig auch andere Spieler zu Feinden oder Verbündeten werden können, macht das sicher nicht leichter.

Gerade zur Story und den Protagonisten ist noch wenig bekannt. Schiffe können, sobald sie manövrierunfähig sind, geentert werden. In AC Odyssey steuern wir dabei die Hauptfigur im erbitterten Nahkampf. In Ubisofts Piratenspiel läuft an dieser Stelle lediglich eine kurze Cutscene, die Crewmitglieder beim Bergen von Schatztruhen zeigt. Laut offiziellem Forum scheint auch nicht geplant, einen einzelnen Charakter zu steuern. Unser Hideout ist der einzige Ort in Skull & Bones, der sich wirklich erkunden lässt.

Wer sind wir in Skull & Bones?

Wer sind wir?

Wie also sollen wir uns in den Piratenalltag hineinfühlen, uns mit ihm identifizieren? In Assassin’s Creed fehlen einige taktische Komponenten, die Skull & Bones mitbringen wird. Der Schiffskampf selbst ergibt trotz der limitierten Möglichkeiten aber Sinn. Sparta, Athen und dazwischen auch gelegentlich Piraten streiten um ihre Territorien, während am Festland der erweiterte Konflikt tobt. Die Hauptfigur steht zwischen diesen Mächten und muss von Fall zu Fall entscheiden, ob sie Partei ergreift oder einer Armada aus der Ferne zusieht, wie sie immer wieder in die Schiffsrümpfe der Feinde brettert. Aber erst die persönliche Interaktion mit den vielen NPCs macht die Welt und ihre Geschichte greifbar.

Ob das bis zum Release noch zu packen ist, bleibt abzuwarten. Ein neues Assassin’s Creed hat Ubisoft für 2019 bereits dementiert. Von einem neuen Far Cry fehlt noch jede Spur, Beyond Good & Evil 2 dürfte noch etwas mehr Entwicklungszeit brauchen. Es deutet also alles darauf hin, dass Skull & Bones im kommenden Jahr das einzige große Zugpferd für den französischen Konzern sein dürfte.


Bilder © Ubisoft

Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!

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