Förderwüste Österreich

Wer in Österreich ein Spiel entwickeln will, braucht einen eisernen Willen und tiefe Taschen. Unterstützung bekommt er hier nämlich kaum. Von Florian Born.

Das videospielende Volk in Österreich sollte mal kurz beeindruckt seinen Blick nach Rumänien richten. Warum nach Rumänien? Die dortige Regierung hat Anfang der Woche eine Förderung von 94 Millionen Euro für den heimischen Tech-Sektor beschlossen. Diese monetäre Unterstützung wird zu Teilen an die Spieleentwickler des Landes gehen und damit die dortige wachsende Branche weiter ankurbeln.

Und Rumänien ist mit solchen Förderungen weder allein, noch das wichtigste Land der Szene. Developer aus den USA, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Polen und Frankreich haben die Politik in ihrem Rücken, die erkannt hat, dass Videospiele nicht nur eine Unterhaltungsmaschinerie für Teenager sind, sondern eine mehr als lukrative Branche. Und dann gibt es da Österreich.

Österreich ist anders

Wie das gallische Dorf – nur mit Dirndln und Lederhosen – sitzt es im Herzen Europas und tut so, als gäbe es diese Branche nicht. Zumindest wirkt es so, wenn man hierzulande versucht, eine Förderung für sein Entwicklungsstudio zu bekommen. In unserem Interview mit Stefan Kohl von Dyadic Games erzählte der Grazer Entwickler zum Beispiel:

Ich habe mich erkundigt, aber es gab keine, die für mich gepasst hätten. Einerseits, weil die Firma offiziell schon länger existiert und der Neugründerbonus dadurch flachfällt. Andererseits ist es extrem schwierig, Förderung für Videospiele zu bekommen. Vor allem, wenn es kein Kunstprojekt oder nicht besonders inklusiv ist. Das ist in Österreich leider so.

Auch bei unserer Suche haben wir kaum Förderungen gefunden, die sich explizit an Videospiel-Studios in Österreich richten. Einzig für Wien gab es zwei, die Videospiele einschließen. Eine weitere konnten wir in Kärnten auftreiben. Auf nationaler Ebene: Fehlanzeige. Weder bei der WKO noch beim Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie wurden wir fündig.

Wir haben auch beim BMVIT nachgefragt, ob wir etwas übersehen haben könnten. Die Anfrage blieb unbeantwortet.


Österreich ist kurzsichtig

Dieser Mangel an Unterstützung für so eine international relevante Branche ist dabei übrigens nicht nur kurzsichtig, sonder auch scheinheilig. Ersteres, weil Österreich hier ein Stück von einem großen Kuchen entgeht und es sogar seelenruhig dabei zusieht.

Zweiteres, weil man gleichzeitig von den tollen Entwicklungen schwafelt, die man unterstützen will. Zumindest behauptet die Regierung das stolz in ihrer digitalen Roadmap:

Wir wollen den digitalen Fortschritt aktiv für die BürgerInnen, die Unternehmen und die gesamte Gesellschaft mitgestalten. Österreich soll wirtschaftlich erfolgreich bleiben und möglichst alle Menschen sollen am Wohlstand teilhaben können. Bildung, Forschung und Innovation sowie eine leistungsfähige digitale Infrastruktur sind die Voraussetzungen für Österreichs Weg im digitalen Zeitalter. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Legen wir gemeinsam los!

Österreich ist… dämlich

Zu Kurzsichtigkeit und Scheinheiligkeit kommt noch eine dritte Ebene hinzu. Wir nennen sie mal ganz polemisch: Dämlichkeit.

Konstant sprechen wir hierzulande über den tragischen Fachkräftemangel im digitalen Bereich. Gleichzeitig bilden wir an mehreren Universitäten Leute zu Game Developern aus. Oder anders ausgedrückt: Zu Fachkräften im digitalen Bereich. Ihr seht, wo das hinläuft:

Anstatt diese Leute mit attraktiven Jobs und Förderungen im Land zu halten, ignorieren wir ihre Branche vollständig und sorgen dafür, dass eben diese gut ausgebildeten Fachkräfte abwandern.

Denn wenn wir eine Branche nicht finanziell unterstützen und den vielgepriesenen Wirtschaftsstandort Österreich nicht auf sie ausrichten, dann wird sie in andere Länder gehen.

Und die Leute, die wir hier für diesen Sektor ausgebildet haben, gehen mit. In die Länder, in denen die Firmen sitzen. In die USA oder ins Vereinigte Königreich. Nach Deutschland oder Polen. Oder jetzt eben nach Rumänien.


Titelbild © Pixabay, pxhere

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!

Kommentare
  • BATMAN#1

    14. Oktober 2018

    Ist tatsächlich so! Bin gelernter Grafiker, Game-Dev seit fast zwei Jahrzehnten und verlasse Österreich endlich, sonst sterbe ich hier noch arm mit meinem Talent!

    Konservativ, blind, arrogant und dumm! Alles Schläfer!

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