Warum wir Assassin’s Creed Odyssey nicht verdammen sollten

Ubisoft hat schon mehrfach gezeigt, dass sie Meister des Perfektionierens sind. Sie könnten das hier erneut unter Beweis stellen. Von Florian Born.

Ubisoft hat auf der E3 zwar eine gute Show abgeliefert, wirklich positiv kamen die Spiele der Franzosen dann aber doch nicht an. Insbesondere ein Spiel musste Kritik von allen Seiten einstecken. Und wenig überraschend ging diese an Assassin’s Creed Odyssey.

Sie erstreckte sich interessanterweise über ein ziemliches Spektrum. Auf der einen Seite hatten wir das bekannte: “Ist doch sowieso wieder das gleiche wie alle anderen!” Auf der anderen waren die Stimmen, die bekritelten, dass ACOd [Anm.: Ich nenne es in Ermangelung einer besseren Abkürzung einfach so.] überhaupt nichts mehr mit Assassin’s Creed zu tu habe.

Doch auch abseits dieses Widerspruchs gab es Gegenstimmen. Da wäre die frappierende Ähnlichkeit zum Vorgänger, Assassin’s Creed Origins. Kampfsystem und Setting wirken schon fast wie ein Add-On für die Geschichte von Bayek.

Da wäre gleichzeitig auch die Diskrepanz, ein Spiel “Assassin’s Creed” zu nennen, wenn es nach eigenem Kanon eigentlich noch gar keine Assassinen gibt. Und dann haben wir noch das Problem, dass die Schleichpassagen im Spiel dem bisher gezeigten Gameplay zufolge massiv zurückgedreht wurden.

Kein Wunder eigentlich, dass alle mal wieder auf die Barrikaden springen und das Spiel schon jetzt nur noch skeptisch betrachten und mit Handschuhen angreifen wollen. Die machen uns doch nur unser Assassin’s Creed kaputt und sowieso war seit [hier liebsten AC-Teil einfügen] kein Spiel mehr gut!!!1!elf!

Die Kunst der Wiederholung und Verbesserung

Gut. Damit wäre die Wut und Eskalation vom Tisch und wir können uns die Fakten anschauen. Fakt ist nämlich zum Beispiel, dass zwei der besten Assassin’s Creed Spiele auf den ersten Blick wie schlichte Kopien der Vorgänger gewirkt haben: Brotherhood und Black Flag sahen 2 und 3 doch zum Verwechseln ähnlich, nicht wahr? Sowohl Setting als auch die wichtigsten Gameplay-Elemente wiederholen sich.

Und tatsächlich: Beide geizten mit Innovationen. Beide haben jedoch auf dem starken Gerüst ihrer Vorgänger aufgebaut und konnten damit insgesamt zum besseren Spiel werden. Black Flag hat zum Beispiel das Kampfsystem von Teil 3 noch runder gemacht und gleichzeitig neue Maßstäbe für Naval Combat gesetzt.

Die Schiffe spielen im neuen Teil wieder eine größere Rolle.

Das Gleiche wird aller Wahrscheinlichkeit nach bei Assassin’s Creed Odyssey passieren, wie sich aus Previews nach der E3 herauslesen lässt. Beliebte und solide Elemente aus dem Vorgänger werden zurückkehren. So zum Beispiel die offene Welt, die Freiheit, die wir in Ägypten erleben durften, das ausbalancierte Loot-System oder auch das Bogenschießen und der Kampf von Pferd und Schiff.

Andere Elemente werden verbessert. Das Kampfsystem bringt mindestens kleinere Änderungen. So zum Beispiel wird der Schild weniger Auswirkung haben. Gleiches wird – hoffentlich – auch für die schwache Story des Vorgängers gelten. Wieder anderes fliegt raus.

Ängste entschärfen

Aber auch die anderen Ängste müssen nicht unbedingt für bare Münze genommen werden. Die Kritik am mangelnden Stealth lässt sich widerlegen, indem man einen Blick auf die drei Skill-Bäume im Spiel wirft. Einer davon ist sogar ausschließlich dem Schleichen gewidmet. Schon den Vorgänger ACO ohne Schleichen durchzuspielen, war im besten Fall mutig.

Bleibt noch die Sache mit den fehlenden Assassinen. Hier gibt es keine bessere Erklärung, als dass sich diese Marke einfach besser verkauft als bei einer neu eingeführten. Aber der Name allein macht noch kein Spiel und die fehlenden Assassinen könnten dem Franchise sogar ganz gut tun. Die ewig Schwarz-Weiß-Malerei zwischen den Assassinen und Templern ist ja doch auch relativ öd.

Das Luftattentat gehört einfach dazu.

Heißt das, alles ist gut und Assassin’s Creed Odyssey wird das beste Spiel aller Zeiten? Nein. Aber es heißt, dass man ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen sollte. Oder in dem Fall nicht ein Spiel nach seinem Trailer. Warten wir lieber mal und schauen, was Ubisoft da wirklich ins alte Griechenland befördert, ehe wir mit Fackeln und Mistgabeln deren Studios stürmen.

Und für all die lieben Leute, die sich über die Reihe echauffieren, obwohl sie sie eigentlich eh nicht juckt: Man kann Spiele, die einen nicht interessieren, auch nicht kaufen, ohne Essays in den Kommentar-Spalten zu hinterlassen.


Bebilderung © Ubisoft

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!

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