Über die Entwicklung von No Man’s Sky

No Man’s Sky hat sich im Lauf eines Jahres stark verändert. Basen, Fahrzeuge und mehr Aliens haben Einzug gehalten. Ist dabei No Man’s Sky selbst verloren gegangen?

Ich mag No Man’s Sky. Ich weiß, ich gehöre da zum unpopulären Lager, aber ich mochte den prozedural generierten Erkundungstrip von Hello Games tatsächlich vom ersten Moment an. Warum das so ist?

Weil ich nie etwas anderes erwartet habe als das, was das Team rund um Managing Director Sean Murray geliefert hat. Wir bekamen zig unterschiedliche Planeten, schräge Kreaturen und die ewige Einsamkeit des Weltalls. Die Aufgaben waren überschaubar und die Tätigkeiten relativ eingeschränkt, aber das hat mich nie gestört. Ich mochte das. Es hat mich entspannt.

Ein Jahr vergeht

Seit dem Launch vor einem Jahr hat sich im Universum von No Man’s Sky einiges getan: Wir haben Basen bekommen, Fahrzeuge, kaufbare Frachter, neue Raumschiffe, Teleportationen und x Verbesserungen des generellen Spiels. Ich hab jedes dieser kostenlosen Updates freudig begrüßt und gespielt. Und natürlich: No Man’s Sky ist immer noch No Man’s Sky. Nur mit mehr Aufgaben eben.

Basen-Bau gibt es bei No Man’s Sky schon eine Weile © Sony

Jetzt ist das Atlas-Rises-Update erschienen – weiterhin kostenlos – und wir haben eine Generalüberholung des Spiels bekommen. Neue Missionen, neue ökonomische Grundlagen, neue Elemente, mehr Story, so etwas ähnliches wie einen Multiplayer und und und.

Ich hab mich gefreut. Es gab immerhin mehr von einem Spiel, das ich ohnehin schon mochte. Und tatsächlich muss ich sagen: Es funktioniert. Das neue Update macht Spaß. Es ist ein wenig fordernder und abwechslungsreicher geworden und bewegt sich weiter in dem Grundgerüst, das No Man’s Sky von Anfang an war.

Alles ist gut. Aber…

Trotzdem ist mir aufgefallen, dass mit den Udpates auch etwas verloren gegangen ist: Das Gefühl, allein im Universum zu sein.

Ich weiß: Gerade dieses Gefühl hat sehr viele Leute extrem an No Man’s Sky gestört. Insbesondere, weil sie einen Weltraum-Multiplayer-Shooter erwartet haben – von dem eigentlich nie die Rede war –, ihn aber nicht bekommen haben. Ich aber habe dieses Gefühl geliebt. Jeder Alien-Encounter war etwas besonderes. Jede gefundene Basis war außergewöhnlich.

Einsamkeit soweit das Auge reicht © Sony

Doch nicht nur das. No Man’s Sky war für mich eine Superman’sche Festung der Einsamkeit. Ich konnte mich darin zurückziehen und in den repetitiven Aufgaben, dem Sammeln von Ressourcen und der Erkundung neuer Welten verlieren.

Mit jedem Update – zuerst mit den Basen, dann mit den Fahrzeugen und jetzt mit Atlas-Rises – ist dieses Gefühl immer mehr geschwunden. Anfangs hab ich es gar nicht bemerkt. Es waren eben mehr Aliens da, was soll’s? Erst nach einer Weile ist mir aufgefallen, dass ich auf einmal nicht mehr allein im Universum war.

Adieu Einsamkeit

Die Einführung von Kommunikation im Raumschiff, von Quasi-Angestellten in der Basis und natürlich von einem Multiplayer-Modus hatte dieses Gefühl langsam aber sicher in den Hintergrund gedrängt. Jetzt war das Universum auf einmal nicht mehr leer. Es war voll. Voll mit Aliens in den Raumstationen und in meiner Basis. Tatsächlich sogar voll mit potentiellen Mitspielern.

Und natürlich voll mit Dingen zu tun. Auf einmal hat man ein Missions-Log. Auf einmal gibt es Neben-Quests. Auf einmal sind Blaupausen und Ressourcen in ihrer Zahl verdreifacht. Und mit all diesen Neuerungen, die No Man’s Sky eigentlich so viel besser machen – was sich ja auch an den Bewertungen auf Steam ablesen lässt –, ist ursprüngliche Gefühl des Spiels für mich verloren gegangen.

Jetzt gibt es immer mehr Aliens zu treffen © Sony

Geblieben ist mir nur ein weiteres Online-Spiel mit zufälligen Fetch-Quests und durchschnittlicher bis schlechter Story, um die Lücken zu Füllen. Natürlich: Ich hab immer noch den Antrieb, mir ein besseres Schiff zu holen und das Universum zu erkunden. Ich will immer noch einen Frachter kaufen und erfahren, was im Zentrum des Universums zu finden ist.

No Man’s Sky macht mir immer noch Spaß. Vielleicht sogar mehr Spaß als vorher. Aber dieses Gefühl ist weg. Dieses Gefühl, allein in einem Universum zu sein, das nur da ist, um von mir erkundet zu werden. Ein Wermutstropfen vermutlich, der für ein besseres Spiel in Kauf genommen werden muss.


Titelbild © Sony

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!