Sterben und Zusatzstrafe: Braucht’s das wirklich?

Der Ingame-Tod wird oft von einer Zusatzstrafe begleitet. Neben dem virtuellen Leben verlieren wir noch XP oder Münzen. Aber ist dieses Nachtreten überhaupt notwendig?

Videospiele werfen uns ständig irgendwelche Knüppel zwischen die Beine. Ich weiß, das hängt alles damit zusammen, dass wir vor Herausforderungen gestellt werden, um diese dann überwinden und als Held aus unser eigenen Geschichte hervorgehen zu können.

Leider haben Games aber hin und wieder auch die Tendenz dazu, es zu übertreiben. In anderen Worten: Sie stellen uns nicht nur ein Bein, sondern treten auch gleich noch ein paar Mal auf uns ein, wenn wir schon am Boden liegen. Und dann zünden sie uns an. Oder so ähnlich.

Besonders auffällig wird das beim Ingame-Tod. So einigen Spielen reicht es dabei nicht, uns einfach nur unseres virtuellen Lebens zu berauben. Nein, die müssen uns auch noch entweder unsere ganze Ausrüstung klauen, unsere gesamten Items aus unseren kalten, toten Fingern reißen oder uns sogar bis zum Anfang des Spiels zurückwerfen.

Die grausame Umständlichkeit des Todes

Manche Games geben uns zwar die Chance, dass wir unsere Gegenstände – oder unser Gold, unsere Erfahrung und unsere Würde – wieder irgendwie zurückholen können. Aber lasst uns mal ehrlich sein: Wenn uns in Dark Souls ein Boss gekillt hat und wir unsere hart erkämpften Seelen jetzt von ihm zurückholen sollen; wie hoch stehen unsere Chancen wirklich? Eben.

Auch in Diablo können wir nicht einfach in Frieden sterben © Blizzard

In anderen Fällen ist das zwar machbar, aber trotzdem nervig: Ich will in No Man’s Sky einfach kein halbes Lichtjahr fliegen, um meine ganzen alten Gegenstände zurückzubekommen, nur weil mich so ein blöder Weltraumpirat getötet hat. Vor allem, wenn der Pirat dann schon weg ist und ich mein Zeug nur aufheben muss.

Abgesehen davon: Ist diese zusätzliche Strafe nach dem Bildschirmtod wirklich notwendig? Muss ich wirklich dabei zusehen, wie mir mein gesamtes Hab und Gut entrissen wird, nachdem ich ohnehin schon von meinen virtuellen Kontrahenten blamiert worden bin? Müssen diese Spiele wirklich noch auf mich eintreten, nachdem ich schon am Boden liege?

Der Tod allein ist schlimm genug

Ich bin der Meinung: Nein. Für mich ist der schiere Akt des Sterbens schon Strafe genug. Ich brauch nicht noch ein Game, dass über mir steht und mir das Jausengeld klaut, nachdem es mich in die Mülltonne gestopft hat.

Selbst, wenn mir ein Game auch noch Gold, Ausrüstung oder Erfahrung klaut, ärgere ich mich mehr darüber, dass ich überhaupt gestorben bin, als über die verlorenen Sachen. Mein eigenes Versagen ist Strafe genug. Es gibt ja auch mehrere Beispiele, die ganz ohne solch miese Tricks auskommen, wenn man stirbt. Ja: Es gibt ein paar ehrenhafte Games.

Elex ist da netter zu uns. Sterben, Reload, fertig © THQ Nordic

Ganz vorne dabei: Rollenspiele. Bei Elex, Dragon Age oder The Elder Scrolls wird man nach dem Tod einfach wieder an den letzten Speicherpunkt zurückgeworfen. Gleiches gilt auch für Story-getriebene Spiele wie Uncharted, Watch Dogs oder Arkham Asylum. Sterben wir, müssen wir einfach nur ein paar Stellen wiederholen. Einziger – und doch nicht zu unterschätzender – Frustfaktor in dieser Sache: Wann war der letzte Speicherpunkt nochmal?

Die Gnade im Tod

Besonders nett zu uns ist dabei übrigens Super Mario Odyssey. Für den aktuellsten Teil rund um den Klempner mit der roten Mütze und dem Schildkrötenproblem hat Nintendo nämlich den Tod aus dem Programm genommen. Quasi.

Anstelle uns mit einem fiesen Game-Over-Screen zu nerven, nimmt uns das Spiel einfach nur 10 Münzen weg. So insignifikant wenig, dass sie eigentlich keiner Erwähnung wert sind. Damit wollen uns die Entwickler zum eigenständigen Erkunden der Welten von Odyssey antreiben. So meinte Yoshiaki Koizumi, Producer des Spiels, zu Polygon:

We also wanted people to be able to, you know, you get into a kingdom and you can just kind of continually keep going through that kingdom without being pulled out, so that was why we kind of wanted to get rid of the lives idea.

Deshalb habe ich mich aber nicht weniger über meine diversen Bildschirmtode geärgert. Bei jedem verpatzten Sprung und jeder Niederlage in einem Bosskampf habe ich die Switch in meinen Händen trotzdem zornig angestarrt.

Sollen wir den Tod also abschaffen? Also komplett? Lieber nicht. Wir müssen schließlich immer noch die Möglichkeit haben, zu scheitern. Aber es muss ja nicht unbedingt unfair sein, oder?


Titelbild © Bandai Namco

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!