Alles, was ihr über Cloud Gaming wissen müsst

Analysten, Branchengurus und Publisher glauben daran, dass wir Games in Zukunft nur noch streamen werden. Deshalb hier ein genauer Blick auf dieses ominöse Cloud Gaming. Von Florian Born.

Jede E3 hat ihre Buzzwords, die im Vorfeld und auch noch danach herunter gebetet werden wie ein Mantra. 2017 hatten wir 4K und dieses Jahr ist das ein oder andere Mal der Begriff “Game Streaming” oder “Cloud Gaming” von den Predigern aus Los Angeles herübergeschallt. Also mal ganz abgesehen vom üblichen: “We are listening!”

Doch was steckt eigentlich hinter der angeblichen Art, wie wir in Zukunft spielen werden? Wir beantworten für euch die wichtigsten Fragen hinter dem Buzz.

Cloud Gaming… Hat das was mit Final Fantasy zu tun?

Nein. Obwohl: Manchmal schon. Aber nicht zwingend eben. Unter Cloud Gaming versteht man, dass Teile des Spiels nicht mehr am eigenen Gerät gespeichert sind, sondern auf dem Server eines Anbieters. In der Cloud eben. Von dort werden sie dann auf unsere Geräte übertragen.

Aha. Und was für Teile des Spiels genau?

Das hängt davon ab, von welcher Art von Cloud Gaming man spricht. Es gibt zwei Varianten: Video Streaming und File Streaming.

Video Streaming? So wie Twitch?

So ähnlich. Wie bei Twitch oder Netflix kommen auf unseren Geräten Bild und Ton an. Die ganze Rechnerei übernimmt allerdings der Server des Anbieters. Über einen Client schicken wir dabei immer Daten hin und her. Die Tasteneingaben von uns. Bild und Ton von ihnen.

Und was soll das bringen?

Die Logik dahinter ist, dass damit alle auf bester Auflösung und mit schöner Grafik spielen können, ohne sich dafür zwingend einen Gaming-PC oder eine Konsole anschaffen zu müssen.

Ok… Und was ist dann File Streaming?

Beim File Streaming sieht die Sache anders aus: Hier laden wir das Spiel tatsächlich herunter und spielen es auf unserem eigenen Gerät. Allerdings müssen wir dafür nicht das komplette Spiel ziehen, sondern können uns auf eine kleine Basis (etwa 5%) beschränken. Den Rest lädt der Service dann herunter, wenn wir ihn brauchen. Unser Gerät muss das Spiel in dem Fall aber trotzdem berechnen.


Was ist, wenn ich ich nur ein Holzmodem mit gefühlten 2 mbit/Sekunde Downloadrate besitze?

Das könnte ein Problem werden. Cloud Gaming-Anbieter brauchen mindestens 4 Mbit/Sekunde, damit sie funktionieren. Das gilt für beide Varianten. Die meisten verlangen sogar 15 Mbit/S. Selbst mit wachsendem Netzausbau wird es eine Weile dauern, bis wir überall von der Cloud herunter spielen können.

Funktioniert es auf allen Endgeräten?

File Streaming nicht. Hier muss ja immer noch unser Gerät selbst das Spiel verarbeiten. Beim Video Streaming schaut die Sache aber besser aus. Es gibt Anbieter, die ihren Dienst sogar für Smartphones und Tablets anbieten. Nicht vergessen: Die Rechenleistung übernimmt in so einem Fall der Server des Anbieters.

Was ist mit den Spielen? Gehören die mir?

Beim File Streaming nicht. Hier hast du einfach nur Zugriff auf eine Bibliothek aus Games des Anbieters. So wie bei Netflix. Beim Video-Streaming kann es aber sein, dass du deine eigenen Spiele spielen kannst. Hierzu greifst du über das Programm auf deine eigene Steam-Bibliothek zu, wählst dein Spiel aus und spielst es dann auf deren Server.

Das ist ja umständlich…

Stimmt. Aber es kann tatsächlich spannend für Leute sein, die sich keinen Gaming-PC leisten können oder wollen. Die können Games dann einfach auf ihrem Tablet spielen.

Apropos: Was kostet der Spaß eigentlich?

Es gibt unterschiedliche Preismodelle. Playstation Now (File Streaming) kostet zum Beispiel 15 € im Monat. Beim Simplay (Video Streaming) sind es 24 €. Für Nicht-Vollblut-Gamer gibt es auch noch Angebote wie das von Paperspace. Hier zahlt man für jede Stunde. Sogar Open Source Cloud Gaming tummelt sich im Netz. Klingt zwar saftig teilweise, kommt hochgerechnet aber doch günstiger als ein Gaming PC.

Ihr schreibt hier andauernd von Anbietern. Gibt’s da auch eine Liste?

Klar! Hier eine kleine Auswahl, kategorisiert in File und Video Streaming inkl. Preis und geforderter Downloadrate. Es gibt aber noch viel mehr.

Playstation Now File Streaming 14 € pro Monat 5 Mbit (kabelgebunden)
Paperspace Video Streaming 0,43 – 0,95 €  pro Stunde 15 Mbit pro Sekunde
Simplay Video Streaming ab 23,28 € pro Monat 15 Mbit pro Sekunde
Snoost Video Streaming ab 12,95 € pro Monat min. 4 Mbit pro Sekunde
Utomik File Streaming 6,99 € pro Monat kA.

Kommt da in Zukunft noch mehr?

Ganz bestimmt. Unter anderen haben Microsoft und EA bereits einen Game Streaming Service bestätigt. Der von EA soll sogar schon bald kommen. Ubisoft hat sich ebenfalls für die Technologie ausgesprochen.

Wird Cloud Gaming die klassische Konsole und den Gaming PC auf Dauer wirklich ersetzen?

Das können wir nicht sagen. Es könnte aber einen Beitrag dafür leisten, dass Videospiele für mehr Leute erreichbar und auch leistbar sind. Eine gute Internetverbindung plus Abo ist schließlich immer noch billiger als ein High-End-PC. Auch auf längere Sicht gerechnet. Das könnte die Hemmschwelle verringern und mehr Leute anziehen. Auch ein wachsender Netzausbau könnte sich positiv darauf auswirken.

Also Jain?

Genau.


Titelbild © Garrett Morrow

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!

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