Der Konsolenkrieg damals

Der Konkurrenzkampf zwischen den Konsolenherstellern ist so alt wie die Geschichte selbst. In letzter Zeit hat er jedoch an Schwung verloren. Wir wollen den Konsolenkrieg zurück.

Vorweg: Nein, wir möchten keinen Schwarm Teenager heraufbeschwören, der lauthals darüber streitet, wer denn nun die coolere Konsole im Wohnzimmer hat. Der beinharte Kampf zwischen den Konsolenherstellern selbst ist es, der uns fehlt. Das liegt aktuell primär an Microsoft, war in der Vergangenheit aber auch den anderen großen Playern der Branche geschuldet.

Geschichtsstunde

Solange wir denken können, hatte jede Konsolengeneration ihren Platzhirsch. Mitte der 80er verzückte der Welt liebster Klempner Super Mario die Gamerwelt auf dem NES verzückte. Sega brauchte am Ende des Jahrzehnts ein starkes Produkt, um mit dem Mega Drive wettbewerbsfähig zu sein. So kreierten sie ihren eigenen Jump’n Run Helden Sonic. Anfang der 90er konterte Nintendo umgehend mit dem SNES. Super Mario, The Legend of Zelda und das erste Mario Kart waren starke exklusive Zugpferde für die Konsole.

Nintendos nächste Konsole ließ allerdings auf sich warten und so hätte Sega mit dem Sega Saturn die ganz große Chance gehabt, sich als langfristige Konkurrenz in den Konsolenmarkt einzuzementieren. Dummerweise wollte ausgerechnet Sony ab Mitte der 90er ein großes Stück vom Kuchen abhaben. Es war die Geburtsstunde der PlayStation und der Konsolenkrieg nahm seinen Lauf.

Die Leistungsstarke 32-Bit Konsole schlug wie eine Bombe in den bisherigen 16-Bit-Markt ein. Obwohl starke Release-Titel spärlich gesäht waren, begeisterte Sonys Wunderwerk. Vor allem Rennspiele wie Ridge Racer, WipEout und Destruction Derby sahen so toll aus wie nie zuvor und waren (zunächst) nicht auf Nintendos Konsole zu haben.

 

Als Nintendo 1996/97 den Nintendo 64 ins Rennen um die schönsten 3D-Welten schickte, war es um Sega endgültig geschehen. Sony legte parallel mit Kult Titeln wie Resident Evil, Final Fantasy VII und Gran Turismo nach. Zwar hatte der Sega Saturn für kurze Zeit das exklusive First-Release-Recht zu Tomb Raider, doch künftig ballerte und rätselte sich Lara Croft primär auf dem PC und Sonys PlayStation durch antike Gräber.

Ende der 90er standen auf Sonys Seite noch weitere legendäre Titel in den Startlöchern. Final Fantasy VIII, Metal Gear Solid, Silent Hill und Fortsetzungen zu den bereits genannten Franchises standen einem nicht minder unterhaltsamen Katalog von Nintendo gegenüber. Diese Zeit brachte uns etwa Granden wie GoldenEye 007 oder The Legend of Zelda: Ocarina of Time. Als Sega mit der Dreamcast 1998/99 noch einmal einen Versuch startete, konnte einem die Firma nur noch Leid tun. Gegen die Exklusivtitel der Konkurrenz war kein Kraut gewachsen.

 

Spätestens an diesem Punkt hatte Microsoft erkannt, dass aller guten Dinge doch besser wieder drei wären. Das Timing war zunächst aber noch auf Sonys Seite. Vor der Jahrtausendwende erschien die PlayStation 2. Bis heute wird die Konsole für ihren unfassbar breiten Spielekatalog gelobt. Der besticht nicht nur durch Big-Budget-Produktionen, sondern auch durch eine Vielzahl gelungener Geheimtipps wie etwa Shadow of the Colossus.

Dazu kamen bahnbrechende Videospielmomente wie der Sprung des GTA-Franchises in die dritte Dimension. Nach GTA 3 und Vice City war es schließlich GTA San Andreas, das sich mit über 18 Millionen Verkäufen an die Spitze der Charts setzte. Dort residiert bis heute auch die Konsole selbst. Über 155 Millionen verkaufte Geräte.

Nintendo blieb indes wie der brave Schuster bei seinem Leisten. Die Grafikleistung der Konkurrenz genoss bei den Mario-Machern nie die große Priorität. In erster Linie glänzten die Spiele des N64 durch Spielspaß und Exklusivität.

Sonys Eigentor

Gegen die PS2 war Microsoft zunächst machtlos. Immerhin startete die Xbox mit großen Namen. Die Halo-Serie fand schnell Zulauf. Dead or Alive 3 erschien als Konkurrent zu Tekken exklusiv auf der Xbox und Project Gotham Racing bestach durch ausgefeilte Optik und Fahrgefühl, wenngleich es Gran Turismo nicht ganz das Wasser reichen konnte.

Zudem veröffentlichte Microsoft seine Konsole zu allererst auf dem US-Markt. Europäische oder amerikanische Fans der anderen Konsolen mussten immer erst monatelange Lobpreisungen aus Japan in den Spielmagazinen lesen, ehe sie selbst Hand anlegen konnten. Die Xbox und auch ihr Nachfolgemodell Xbox 360 waren zuerst auf dem westlichen Markt zu haben, was Microsoft sicher auch den einen oder anderen Sympathiepunkt einbrachte.

 

Wartezeiten und einige Business-Entscheidungen verschoben mit der Xbox 360 die Marktanteile erstmals seit vielen Jahren in Richtung Sonys Konkurrenz. Microsoft brachte im Winter 2005/06 die erste Konsole der Generation heraus. Dem folgte Ende 2006 Nintendos Wii, die mit ihren Bewegunscontrollern eine ganz eigene Faszination auslöste. Was sowohl Microsofts Kinect als auch Sonys Move oder EyeToy nie vollständig gelang, überzeugte in Nintendos Umsetzung durchaus.

Kurz vor der Nintendo Wii veröffentlichte Sony seine PlayStation 3 in Japan und Nordamerika. Europa musste allerdings bis in den Frühling des Folgejahres warten. Wem das noch nicht ärgerlich genug erscheint, der darf sich bei Sonys Startpreis noch einmal festhalten. Satte 599€ kostete das erste Modell mit 60GB Festplatte in Europa. Übrigens das einzige mit PS1- UND PS2-Abwärtskompatibilität.

Der wahnwitzige Startpreis und der spätere Release der PS3 ebneten den Weg für die Xbox 360. Sie gilt als die populärere Konsole dieser Generation, obwohl Sony über alle Varianten hinweg trotz allem mehr Geräte verkauft hat. Sonys business-zentrierter Ansatz stieß vielen sauer auf und tut es heute noch.

Wie sich der Konsolenkrieg in der Gegenwart entwickelt, erfahrt Ihr im zweiten Teil dieses Schwerpunkts: Zu Teil 2


Titelbild © Sony, Nintendo, Sega

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!

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