Das unterscheidet Skyrim und The Witcher 3

Spiele können zwei unterschiedliche Schwerpunkte haben. Story und Erlebnis. Eine Beschreibung:

2011 hat The Elder Scrolls V: Skyrim den Rollenspiel-Thron für sich erobert und zahllose Spieler in seinen Bann geschlagen. Diesen Platz konnte es bis 2015 unangefochten halten. Dann kam The Witcher 3 und schaffte es, eine wirkliche Konkurrenz zu Skyrim darzustellen.

Von da an war sich die Gaming-Community nicht mehr ganz einig. Was war denn jetzt besser? Skyrim? The Witcher 3? Diskussionen wurden geführt, Debatten gefochten und Kriege geschlagen. Na gut. Letzteres vielleicht nicht. Aber einig war sich keiner. Vor allem, weil die Frage, welches denn nun besser sei, nicht beantwortet werden kann.

Ich weiß, ihr hättet hier gern eine definitive Antwort auf die Frage nach dem König der Western RPGs. Die Sache ist aber die:

Skyrim und The Witcher 3 sind nicht vergleichbar.

Das liegt an dem grundsätzlich unterschiedlichen Zugang, den die beiden Spiele verfolgen. Es gibt zwei Arten von Games: Erstens Spiele, die eine Geschichte erzählen, und zweitens Spiele, die ein Erlebnis bieten.

The Divide

Nehmen wir unsere beiden RPGs zur Hand, so fällt The Witcher 3 klar in die erste Kategorie und Skyrim in die zweite. Wenn wir unsere Auswahl noch ein wenig erweitern, kommen einem aber auch schnell weitere Beispiele in den Sinn, die wir klar einer der beiden Kategorien zuordnen können.

Die Welt lädt zwar zum Erkunden ein, die Geschichte von Geralt ist aber doch wichtiger © CD Project Red

Während The Last of Us oder Darksiders ihren Fokus stärker auf die Story legen, so achten No Man’s Sky oder Fallout 4 in ihrer Darstellung eher auf die Erfahrung eines Spiels.

Man mag nun sagen, dass das doch ziemlicher Blödsinn ist. Insbesondere in einer Zeit, in der FIFA und Co. mit einem Storymodus aufwarten. Dennoch ist gerade die Intention der Entwickler stark bemerkbar.

Was wollen sie?

So möchte Naughty Dog in ihren Uncharted-Spielen in erster Linie die Geschichte von Nathan Drake erzählen. Sie hat Wendungen, starke Charaktere, amüsante Dialoge und vor allem ein durchkomponiertes Narrativ.

Im Gegensatz dazu ist die Geschichte in No Man’s Sky nur ein Mittel zum Zweck. Sie soll das Erlebnis eines einsamen Raumpiloten auf unsere Konsole bringen. Wie genau diese Geschichte verläuft, ist dabei ziemlich egal. Uns geht es – im Gegensatz zu Uncharted – ja auch nicht darum.

Nates Geschichte steht klar im Fokus © Sony

Das lässt sich auch bei Skyrim und The Witcher 3 bemerken. Im Falle von Geralts Geschichte interessiert uns die Story schließlich bedeutend mehr als im Fall des Dovahkiin. Wir fiebern mit den Beziehungen des Witchers zu seiner Ziehtochter und seiner großen Liebe mit. Die Beziehungen des Dovahkiin berühren uns im Gegensatz dazu kaum.

Die Unterscheidung: Spieler und Figur

Wenn wir schon von Geralt und dem Dovahkiin sprechen, kommen wir gleich zu einem großen Unterscheidungspunkt: Der Spielfigur. In storylastigen Spielen sind die Spielfigur und der Spieler meist voneinander getrennt. Wir erleben also die Geschichte eines Cloud Strife oder eines Sora und steuern ihre Bewegungen dabei.

Skyrims Story ist nicht schlecht, aber es geht mir um die Erkundung von Himmelsrand. © Bethesda

Der Protagonist ist aber nicht der Spieler. Der Spieler agiert – um hier kurz Extra Credits zu zitieren – quasi als Puppenspieler in der großen Geschichte. Ganz anders schaut der Zugang eines Saints Row aus. Hier sind der Spieler und der Protagonist ein und dieselbe Person. Die Spielfigur wird zu unserem Alter Ego.

Ergo wird auch unsere Beziehung zu ihr stärker. In No Man’s Sky spreche ich davon, was ich tue, während ich in Grand Theft Auto 5 auf die Taten von Michael oder Trevor verweise.

Ost gegen West

Diesen Unterschied in der Beziehung zum Protagonisten merkt man vor allem, wenn man Western- und JRPGs miteinander vergleicht. In der Regel stehen in Western RPGs wir selbst im Zentrum, während japanische Entwickler uns eine Spielfigur mitsamt Freunden, Familie und einer großen Gemeinschaft in die Hand geben.

Sora und der Spieler sind nicht eins © Disney

Diese Unterscheidung hilft uns zwar bei einer vernünftigen Einteilung, aber auch hier gibt es natürlich wieder Ausnahmen zur Regel. In Dragon Age: Inquisition zum Beispiel erstellen wir uns zwar einen eigenen Charakter, den wir nach eigenem Gutdünken weiterentwickeln können, aber dennoch ist die Geschichte rund um die Inquisition der Fokus des Spiels.

Im Gegensatz dazu bekommen wir in Mittelerde: Mordors Schatten zwar einen Hauptcharakter in die Hand gelegt, Talions Geschichte gerät neben dem freien Spiel aber in den Hintergrund.

Schwere Einordnung

Andere Spiele sind noch schwerer zu kategorisieren. Horizon Zero Dawn bietet zum Beispiel sowohl eine großartige Story, als auch ein fantastisches Erlebnis. Das hat zumindest mich immer wieder vor die Entscheidung gestellt, was ich als wichtiger empfand. Wollte ich Aloys Geschichte erfahren oder nur willkürlich Metallbiester jagen?

Jagen oder Story? Jagen oder Story?! © Sony

Auch die Assassin’s Creed Spiele verlocken einen trotz guter Story immer wieder dazu, von den bekannten Wegen abzukommen und eigene Erfahrungen zu machen. Andere aktuelle Titel halten es im Vergleich dazu sehr strikt. Uncharted 4 und No Man’s Sky sind mehr als eindeutig in ihre jeweiligen Bereiche einzuordnen.

Sehr zum Vorteil der beiden, da gewisse Kritik so ganz leicht von der Hand zu weisen wird. Ein Uncharted wegen seines linearen Levelbaus zu kritisieren, ist deshalb auch gleich abwegig wie auf der schwachen Story von No Man’s Sky herumzureiten. Die Ziele der beiden Titel sind einfach anders gelegt.

Geschmackssache

Wie einem das eine oder andere nun gefällt, ist natürlich wieder eine ganz andere Geschichte. Es ist nunmal so: Manche mögen Open World und manche nicht. Genau das gleich gilt für den Fokus eines Spiels. Ich muss nur eben wissen, worauf ich mich einlasse, wenn ich ein Spiel kaufe.

Das bringt uns wieder zu der Frage, was denn nun besser ist: Skyrim oder The Witcher 3? Die Antwort darauf ist: Je nachdem. Ist eine gute Story mein Hauptaugenmerk, dann sollte ich zu The Witcher 3 greifen. Wenn mir das Spielgefühl wichtiger ist – das Feeling und das Erlebnis, wenn ich die Welt erfahre –, dann ist Skyrim die richtige Wahl.


Titelbild © Bethesda

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!