So pfeift „Schatten des Krieges“ auf Tolkien

Mittelerde: Der Schatten des Krieges sammelt die schlechte Presse wie ein Gamer die Trophäen. Der neueste Zugang wirft dabei die Frage auf, wie sehr sich Warner Bros. und Monolith noch um die Vorlage von J.R.R. Tolkien kümmern.

Am 10. Oktober erscheint Mittelerde: Der Schatten des Krieges. Der Nachfolger zum hochgelobten Mordors Schatten steht aktuell aber unter keinem guten Stern. Mal ganz abgesehen davon, dass Warner Bros. Interactive von einer Marketing-Katastrophe in die nächste tappt, werfen Tolkien-Fans schon seit einer Weile skeptische Blicke auf das Sequel.

Warum? Bisherige Trailer und gezeigte Spielszenen ließen darauf schließen, dass Monolith in seinem Titel den bestehenden Kanon von Mittelerde mehr als nur strapaziert. Das beginnt mit der Schöpfung eines neuen Rings und geht bis zur Darstellung von Sauron höchstselbst im Trailer und der Vermenschlichung der Riesenspinne Kankra.  

All diese Elemente lassen sich mit ein, zwei oder etwaig auch drei zugedrückten Augen noch in die Welt von J.R.R. Tolkien integrieren. Sauron könnte ja immerhin nur in einer Rückblende vorkommen. Der neue Ring der Macht könnte ja tatsächlich zwischen dem Hobbit und Der Herr der Ringe existiert haben und es wusste nur niemand davon. Und auch die Vermenschlichung der Kankra hat man bei Monolith lang und breit weg-erklären können.

Kanon? Egal!

Nun hat das Studio in einem Video bei den Kollegen von Game Informer aber den Riesenadler abgeschossen. In diesem Gameplay-Video erzählt Michael de Plater von Monolith ein wenig über den Kampf mit den Nazgûl im kommenden Spiel. Schaut ganz episch aus, führt aber zu einem Problem.

In Der Herr der Ringe werden nur sehr wenige Namen der Ringgeister genannt. Genauer: Zwei. Der Hexenkönig von Angmar und Khamul der Ostling. Helm Hammerhand – so der Name von im Video gezeigten Ringgeist – wird nie erwähnt. Das soll nun aber nicht so schlimm sein. Einem bestehenden Charakter einen Namen zu geben, ist ja keine Tragödie.

Monolith widerspricht damit aber offen dem, was Tolkien zu sagen hatte. Wie? Der Charakter Helm Hammerhand war ein König von Rohan. Der König, nach dem Helms Klamm benannt ist. Auch das sollte noch kein Problem sein. Die Ringgeister sind ja bekanntermaßen gefallene Könige der Menschen. Nur konnte Helm Hammerhand keiner von denen sein. Er lebte nämlich zu einer völlig anderen Zeit.

Die Zeit spielt hier nicht mit

Die erste Begegnung mit den Nazgûl findet im Jahr 2251 des zweiten Zeitalters statt. Helm Hammerhand wurde aber erst im Jahre 2691 des dritten Zeitalters geboren. Ergo 3881 Jahre nach dem ersten Erscheinen der Ringgeister.

Na gut, mag man nun sagen, wer weiß denn sowas schon? Wen interessiert sowas überhaupt? Die Sache ist aber, dass Monolith mit diesem Widerspruch bewiesen hat, dass ihnen der Kanon, den Tolkien aufgebaut hat, nicht besonders wichtig ist. Es ist also auch nicht auszuschließen, dass sie ihm weiter widersprechen werden. Auch bei größeren Aspekten.

Was sie dazu sagen? Michael de Plater meint im Gespräch mit Game Informer, dass sie sich selbst nicht einschränken wollten, um das bestmögliche Spiel zu gestalten und dass sie die Vorlage deshalb auch ein wenig strecken dürfen. So wie die Filme eben.

Tolkien-Fans werden davon natürlich nicht begeistert sein. Ganz und gar nicht. Und das wäre vermutlich noch verkraftbar, wenn Warner Bros. mit der hauseigenen Methode zur Geldmache nicht sowieso schon allem und jedem auf die Füße treten würde.


Titelbild © Warner Bros. Interactive

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!