Verfolgt von den eigenen Ängsten: Little Nightmares

Düster, verstörend und trotzdem irgendwie schön – So präsentiert sich der Puzzleplattformer Little Nightmares.

Du befindest dich auf einem Schiff. Es ist verdreckt, rostig. Nur Abschnittsweise gibt es Licht und Elektrizität. Alles um dich herum erscheint zu groß. Dein einziger Lichtblick ist ein kleines Feuerzeug. Du schleppst dich durch die unwirkliche Umgebung.

Verloren

Little Nightmares macht dir von Anfang an klar, dass es nicht wichtig ist, wer du bist. Die Protagonistin heißt Six. Das wird Ingame aber nie erwähnt. Dein Gegner heißt The Lady. Auch das wird nicht erwähnt. Das Spiel kommt ohne Dialoge aus und erzählt trotzdem eine mitreißende Geschichte.

Wir hangeln uns durch verschiedene Räume auf einem Schiff. Die Spielmechanik ist simpel. Ein bisschen klettern und Dinge verschieben. Viel mehr muss man nicht machen. Und mehr braucht Little Nightmares auch nicht. Das Game besticht stattdessen mit seiner Atmosphäre.

Six in der surrealen Umgebung. ©Bandai Namco

Six in der surrealen Umgebung. ©Bandai Namco

Auch die Musik wird in großen Teilen des Spiels ausgespart. Oftmals sind nur die Umgebungsgeräusche zu hören. Man fühlt sich verloren, eingeengt und irgendwie bedroht. Ich möchte hier eine SPOILERWARNUNG aussprechen, da ich im weiteren Verlauf auf Gegner eingehe und versuche, die kryptische Geschichte von Six etwas zu entschlüsseln.

Ich möchte außerdem anmerken, dass dies meine persönliche Interpretation der Geschichte ist. Das Spiel ist kryptisch gestaltetund  lässt viele verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu.

Auf der Suche

Die fehlende Geräuschkulisse nutzt das Spiel als Mechanik. So begegnest du auf deiner Reise zum Beispiel dem Hausmeister. Ein blinder Charakter, der auf Geräusche reagiert. Du kannst ihn mit gezieltem Lärm ablenken, um dich an ihm vorbeizuschleichen.

Die Website des Spiels (die nebenbei erwähnt wirklich einen Blick wert ist) beschreibt den Hausmeister als „Einen Jäger der Stille. Ein einziges Monster“.

Du begegnest außerdem vielen dicken Menschen. Sie werden als Gäste bezeichnet. Sie stopfen sich den Bauch voll. Wahrscheinlich wird das Fleisch aus den gefangenen Kindern gewonnen, von denen du auch eines zu sein scheinst. Überall hängen Leichen. Du siehst Kinder in Käfigen.

Vorbei an den Alptraumgestalten. ©Bandai Namco

Vorbei an den Alptraumgestalten. ©Bandai Namco

Die einzigen Wesen, die auf deiner Seite zu sein scheinen sind kleine Wichtel. Wenn du sie fängst, kannst du sie umarmen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in dieser düsteren Umgebung. Sie bauen Vertrauen zu dir auf, denn sie laufen dir eine kurze Zeit hinterher.

Motive der Angst

Little Nightmares spielt mit Kindheitsängsten. Enge Räume. Schächte durch die man klettern muss. Unheimliche Wesen, die versuchen dich zu fangen. Eingesperrt sein. Nicht wissen, wo man ist. Dunkelheit. Hunger.

Hunger ist ein zentrales Motiv. Immer wieder musst du anhalten, um etwas zu essen. Durch die Darstellung des Hungers, wird auch der psychische Verfall von Six sichtbar. Anfangs bekommt sie noch ein Brot von einem anderen Kind zugeworfen. Später ist sie so verzweifelt, dass sie vergammeltes Fleisch von Ratten klaut. Die Stimmung kippt. Six beißt einer Ratte in den Hals. Auch unsere Wichtelfreunde werden nicht verschont.

Der Hunger steht also nicht nur für den Hunger, wie wir ihn kennen. Besonders das Ende von Little Nightmares deutet darauf hin, dass es auch um ein Hungern nach Macht geht.

Gefunden

Während du das Schiff durchquerst, wirst du von einer Lady beobachtet. Große Augen suchen dich mit Lichtstrahlen. Die Lady scheint die Kontrolle zu haben. Am Ende des Spiels trifft Six auf sie. Sie trägt eine Maske, die Spiegel in ihrer Nähe sind alle zerbrochen.

Six und die Lady. ©Bandai Namco

Six und die Lady. ©Bandai Namco

Six schnappt sich einen Spiegel und bekämpft die Lady mit ihrer eigenen Reflexion. Als sie wehrlos am Boden liegt, beißt Six auch sie und übernimmt damit ihre Kräfte. Was es mit den Kräften auf sich hat, erfahren wir erst in der Schlussszene.

Six, die sich bis jetzt immer verstecken musste, geht zwischen den Gästen hindurch. Auf unserer Reise wollten sie uns fangen. Jetzt schlägt Six zurück. Jeder der ihr zu nahe kommt verliert seine Lebensenergie. So bahnt sich Six die letzten Meter in Richtung Freiheit.

Du stehst auf dem Schiff. Du siehst das über dich wachende Auge. Die Erfahrungen, die Six machen musste, habe sie in ihren eigenen Alptraum verwandelt. Durch ihre gewonnene Macht kann sie den Horror des Schiffs hinter sich lassen. Doch wie es scheint, gab sie dafür auch ihre unschuldige Kinderseele auf.


Titelbild: ©Bandai Namco

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Gast Kommentar

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