Es liegt nicht an dir, EVE online, es liegt an mir

Schlachten wie aus Star Wars. Intrigen wie aus Game of Thrones. Möglichkeiten wie aus Star Citizen. EVE Online: Warum kann ich dich nicht einfach mögen?

Es gibt diese Games, die wir so gern mögen würden. Spiele, die uns faszinieren und umwerfen. Doch jedes Mal, wenn wir sie angreifen, langweilen sie uns nach ein paar Stunden. Oder sie frustrieren uns. Kurz: Sie machen uns keinen Spaß. Das ist natürlich rein subjektiv und liegt allein an uns und nicht an den Spielen. Hier erklären wir, warum das so ist. Diesmal: EVE Online.

Zwei Fraktionen in EVE Online haben einander den Krieg erklärt. Das läuft schon eine Weile. Arms Race inklusive. Ungefährer Wert der jeweiligen Fraktionen: 1 Millionen Dollar. Ja. Echtgeld. Vor kurzem ist dieses Arms Race auch mal eskaliert, wenn auch nicht in dem erwarteten Ausmaß.

Gigantische Weltraumschlachten? Geht! © CCP GAmes

Situationen wie diese sind es, die den Online-Weltraum-Shooter EVE Online für mich so faszinierend machen. Aber nicht nur die. Das ganze Konzept des Spiels ist großartig.

Wer braucht schon Computer?

Während in den meisten MMOs der Kampf mit Computer-Gegnern im Zentrum steht, hat EVE einen etwas anderen Zugang gewählt und stattdessen den Kampf zwischen den Spielern in den Vordergrund gerückt. Und das in wahrhaft eskalativem Ausmaß. Das oben genannte Beispiel sollte Beweis genug für diese These sein.

Die Spieler-Fraktionen sind zum Herzstück des Spiels geworden und führen immer wieder Weltraum-Kriege gegeneinander, die die Rebellion in einer weit, weit entfernten Galaxie wie ein Scharmützel von ein paar Halunken an einer Landstraße aussehen lassen. Das Ganze wird gespickt mit Intrigen und Planungen hinter den Kulissen, die  Game of Thrones Konkurrenz machen könnten.

Erst letzten Herbst zog zum Beispiel The Judge einen der größten Coups in der Spielgeschichte durch. Dabei hat er eine Fraktion völlig zerstört und ihre sämtlichen Assets ihren Feinden ausgeliefert. 4000 Schiffe und eine gewaltige Raumstation.

Eine zweite Realität?

Solche politischen Intrigen sind bei EVE Online nicht selten. Immer wieder hört man von Betrug, Krieg und gewaltigen Raumschlachten. Wenn auch nicht immer von diesem Impact. Für die Community wird das MMO so zu einem der wichtigsten Aspekte in ihrem Leben. Die Fraktion wird zu einer Art ausgelagerten Familie und die Geschehnisse in dem fiktiven Kosmos wichtiger als die Realpolitik auf der Erde.

Die Fraktion wir zur Familie. © CCP Games

Manch einer mag nun sagen, dass so etwas bedenklich ist. Ich finde es faszinierend. Denn EVE Online ist eine zweite Realität für seine Community. Es entstehen Freundschaften, Loyalitäten und Rivalitäten, die die Realität in diesem Ausmaß gar nicht bieten kann. Gleichzeitig schärft es den Sinn für Politik, Wirtschaft und Strategie.

Und all das durch die Hände der Community. Nichts davon ist von Entwickler CCP Games inszeniert. Alles ist real. Oder so real eben, wie etwas in einem Online-Spiel werden kann. Die Deutung davon überlasse ich euch.

Außerdem: Weltraumkämpfe und mehr

Ganz abgesehen davon gibt es epische Weltraumkämpfe, Dogfights, unzählige Planeten, Raumstationen und auch noch PvE-Missionen. Also wenn mal gerade kein gigantischer Krieg der Sterne geführt werden muss.

Zusätzlich kann man sich übrigens auch als Händler und/oder Pirat einen Namen machen oder in den Bergbau investieren. Die Möglichkeiten messen sich mit dem immer noch in der Alpha feststeckenden Star Citizen. Nur dass man EVE Online schon seit 2003 spielen kann.

Anzahl der spielbaren Raumschiffe: 145.

ABER

All das spricht für EVE Online, oder? Und trotzdem sitze ich hier rum und spiele es nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass ich keinen PC besitze, der es packen würde, sondern auch daran, dass ich immer wieder feststellen muss, dass ich nicht für Online-Games geschaffen bin.

Auf Dauer hätte ich wahrscheinlich keine Freude mit EVE Online. © CCP Games

So gern ich live bei so einer Intrige dabei wäre, bin ich doch nicht der Typ, der sich überhaupt einer Fraktion anschließen würde. Dafür bin ich wahrscheinlich nicht sozial genug oder beim Spielen doch zu sehr Einzelgänger.

So gern ich mir meine eigene Geschichte in diesem Universum schaffen würde, würde mir doch das große Narrativ im Hintergrund fehlen.

So gern ich Stunden über Stunden mit meinen Wing(wo)men durch den Weltraum gleiten würde, wäre mir das auf Dauer aber wohl zu eintönig.

In anderen Worten: So sehr mich EVE Online fasziniert, so gern ich Teil dieser Welt wäre, würde es mir doch keinen Spaß machen. Denn leider werden Online-Spiele doch nie mein Metier werden und ich werde nie der Typ Gamer sein, der Stunden damit verbringen kann, seine Fraktion voranzubringen. So gern ich es auch würde. Leider.

Auch wenn meine Brieftasche es mir wahrscheinlich dankt, wenn ich mir die Kosten von diesem aktuellen Krieg so ansehe.

Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!